Diese Bindung wird bereits langsam in der Schwangerschaft aufgebaut.
In Gedanken malen wir uns aus, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Welche Haarfarbe
wird das Baby haben? Hat es dunkle Augen von der Mama oder blaue vom Papa?
Beim Bonding geht es vor allem um den ersten, intensiven Kontakt zwischen Mutter und Baby sofort nach der Geburt. Die meisten Neugeborenen sind wach und aufmerksam. Das Baby sollte möglichst nackt auf Mamas Bauch/ Brust gelegt werden(Haut-auf-Haut-Kontakt). Ich würde sagen, Bonding ist auch Liebe auf den ersten Blick.
Zum ersten mal können sich beide in die Augen sehen, spüren und riechen. Das Hormon Oxytozin löst nicht nur die Wehen aus und ermöglicht das Stillen. Es wird auch als ein „Liebshormon“ bezeichnet. Für die Wissenschaftler ist es ein „Katalysator“ für die Mutter-Kind-Bindung. Die Weichen sind nun gestellt.
Es ist eine Art Klebstoff, der das Baby und die Mutter ein Leben lang emotional bindet. Diese Bindung zwischen der Mutter, seinen Eltern ist die wichtigste und stärkste dieser Art im Leben des Kindes. Es wird auch keine andere, vergleichbare und emotionale Bindung dieser Art geben. Das Baby entwickelt ein Urvertrauen gegenüber seinen Eltern. Es braucht Schutz, Liebe, Wärme und Zuwendung. Die Eltern lieben ihr Baby und würden für das Wohl jedes Opfer bringen. Es ist ein Prozess.
Der Duft des Babys, die Nähe, sein Herzschlag sorgen dafür, dass die Liebe stetig zunimmt. Das Bonding entwickelt sich zu einer untrennbaren Verbindung zwischen den Eltern und dem Baby.
Wenn die Eltern auf die Bedürfnisse des Babys reagieren: es umsorgen, füttern(stillen), streicheln, warmhalten, so fühlt sich das Baby geborgen, geliebt und sicher. Mit der Zeit werden die Eltern auch das Baby verstehen: die Körpersprache, das Schreien und Brabbeln. Diese sensible Phase hilft dem Baby schneller Vertrauen zu fassen und weniger Angst zu haben.
Letztendlich nimmt das Bonding Einfluss drauf, wie das Baby im Laufe seines Lebens Beziehungen zu anderen Menschen wahrnimmt bzw. auch aufbaut und mit ungewohnten Situationen klar kommt. Ebenso ist diese Bonding-Phase für die Eltern von Bedeutung. Sie hilft nämlich die neue Rolle als Eltern anzunehmen.
Das Fehlen des Bondings bzw. auch eine Trennung ist für das Baby ein starker, psychischer Stress. Das Baby empfindet Angst, fühlt sich allein. Sehnt sich vor allem nach der Nähe der Mutter. Dieses negative Gefühl des Alleinseins kann sich bis ins Erwachsenenalter einprägen: geringes Selbstwertgefühl, Unzufriedenheit, Aggression, sogar seelische Schmerzen können
die Folge sein.
Die ersten Minuten bzw. die ersten Stunden sind für die Bindung sehr wichtig. Bonding ist aber ein Prozess, braucht Zeit und geht über mehrere Jahre. Sollte ein medizinischer Notfall, eine Frühgeburt oder ein Kaiserschnitt das Bonding stören oder grad unmöglich machen, so kann es trotzdem nachgeholt werden. Sehr wichtig ist dann natürlich der „Haut-auf-Haut-Kontakt“ und
viele gemeinsame Schmusestunden, auch mit dem Papa.
Hierzu könnt ihr euch auch den Film „Systemsprenger“ anschauen. Es geht um ein Mädchen das aus Heimen und Schulen fliegt.
Im Laufe des Films wird einem klar, was eine gestörte Bindung zwischen Mutter und Kind anrichten kann.
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